HIWA K
ALL CITIES HAVE DESTRUCTION IN COMMON
04. April, 15 Uhr
Ausstellungsgespräch
Seit seinen künstlerischen Anfängen betrachtet Hiwa K (*1975 in Sulaymaniyah, Irak) seine persönliche Position als kurdisch-irakischer Exilant und Intellektueller. In vielen Arbeiten problematisierte er die Fremdheit zu seinem Publikum im Exil, die häufige Unvermittelbarkeit von existentiellen Fragen und die grundsätzliche Ferne zwischen Menschen, die beispielsweise in Deutschland oder aber im Irak bzw. im Nahen Osten aufwuchsen und leben. Hiwa K studierte in Sulaymaniyah Literatur und Philosophie. Als Musiker gewann er enge Kontakte zum Rheinland und lebte für einige Zeit in Düsseldorf. Danach studierte er Bildende Kunst.
Langzeitarbeiten und generell wenige Objekte mit sehr spezifischen, zeichenhaften Produktionen sind charakteristisch für Hiwa K, ebenso die Reflexion der heutigen Gegenwart und ihrer Geschichte. Der Titel seiner Ausstellung für das Museum Abteiberg, „All Cities Have Destruction in Common“ zu deutsch „Allen Städten ist die Zerstörung gemein“, ist ein großes Bild für die Zusammenhänge, die er in Mönchengladbach mit einigen früheren und einer ganz neuen filmischen Arbeit herstellen will.
Im Zentrum der Ausstellung für das Museum Abteiberg wird Raw Materiality stehen. Es ist das Material seiner langjährigen, vielleicht gar absolut zentralen Auseinandersetzung mit philosophisch-gesellschaftlicher Theorie, die er bei jeder Reise zurück in den Irak unternimmt und zum großen filmischen Komplex einer Langzeitstudie angewachsen ist. Es sind Interviews in der Szene kurdischer Intellektueller im Irak. Hiwa K zeigt mehr als 18 Stunden Film aus dem Irak und bringt sie in eine Darstellungsform, die das Publikum im Museum Abteiberg sowie an mehreren weiteren für die Jahre 2021 ff geplanten Orten herausfordern wird. Sein Konzept besagt, dass das Museum nicht nur das gesamte Material ausstellt, sondern auch eine Person auswählt, die es schneidet, auswertet, ediert, kürzt und gewichtet. Es entsteht ein filmisches Experiment, das von medialen Phänomenen handelt, die uns gerade heute täglich beschäftigen: Schnitte, Zu- und Ausschnitte von Information, Mengen von Geschichte und Gedanken, deren Hörbarkeit, Erreichbarkeit, Öffentlichkeit oder Isolation. Das Konzept des Filmschnitts wird dabei zum Sinnbild für das, was im Hintergrund aller Äußerungen der porträtierten Intellektuellen liegt: der Irak bzw. der Nahe Osten als Ort und Material anderer Mächte, als ‚raw material‘ für die Interessen anderer, einer ebenso formal wie metaphorisch operierenden Übernahme dieser historischen Konstante überlässt Hiwa K sein filmisches Rohmaterial anderen Menschen zum Schnitt, zur Auswahl und Interpretation.
Nach einer Einführung in das Werk von Hiwa K und das Ausstellungskonzept erkunden die Teilnehmenden die Ausstellung selbstständig und treffen sich zu einem gemeinsamen Abschlussgespräch. Eine Anmeldung ist erforderlich, da die Teilnehmer*innenzahl begrenzt ist. Zusätzlich ist die Buchung eines Tickets für den Museumsbesuch im Zeitfenster 14-18 Uhr notwendig.
Mit Ulrike Engelke
Termin: 15 Uhr, Treffpunkt Kasse
Dauer: ca. 1 Std.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Eine kurzfristige Änderung / Absage aufgrund von Veränderungen der gesetzlichen Vorgaben zur Eindämmung des Coronavirus können wir nicht ausschließen.
Das Ausstellungs- und Filmprojekt mit anschließendem Ankauf wurde gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und der Hans Fries Stiftung.